Das Stadtbahnnetz Hannover
Tunnelverlängerungen
Was nur die wenigsten wissen: beim Bau der A- und B-Linie wurden unter den Rampen in der Podbielskistraße und der Vahrenwalder Straße Tunnelstücke mitgebaut, um später einen Weiterbau von Tunnelstrecken ohne Unterbrechung des Stadtbahnbetriebs ermöglichen zu können. In den Längsschnitten des U-Bahn-Bauamtes sind diese Tunnelteile deutlich zu erkennen. Die Gleise werden mittels Abstützungen provisorisch als Rampe herausgeführt. Dies ist eine großartige Chance, die Tunnel um einige Kilometer zu verlängern und somit in den engen Ausfallstraßen für mehr Ruhe und Platz zu schaffen. Gerade im Zeitalter der GVFG-Novelle, bei der der Bund bis zu 1 Milliarde Euro Fördermittel für den Ausbau von U-Bahnvorhaben und anderen ÖPNV-Maßnahmen bereitstellt, ist der Zeitpunkt für Tunnelverlängerungen besonders günstig. Im Hinblick auf die Mehrbelastung durch die Stadtbahn durch eine mögliche vierte Linie vom Hauptbahnhof zum Neubau der MHH durch die Podbielskistraße muss man die Anwohner vor zunehmenden Verkehrslärm schützen: bald könnten dort im 2½-Minuten-Takt schwere Drei-Wagen-Züge in der Mitte der Podbi fahren. Im engen Straßenraum zwischen Lortzingstraße und Klopstockstraße mit im Schnitt 28 Metern Breite wird es zu einer vermehrten Lärm- und Erschütterungsbelastung für die Anwohner kommen.
Dies ist ein umso bedeutender Aspekt, als 2022 die Lärmkarten und Berechnungen der Landeshauptstadt Hannover aktualisiert vorgestellt wurden. Die HAZ schreibt in ihrem Artikel vom 27.07.2023: „Am schlimmsten ist die Situation für Bewohner der Podbielskistraße, der Friedrich-Ebert-Straße sowie der Göttinger Straße, wo nachts zum Teil mehr als 65 Dezibel erreicht werden. […] Ausgerechnet viele von Straßenlärm besonders geplagte Menschen sind zusätzlich dem Lärm ausgesetzt, der durch die Stadtbahnen der Üstra verursacht wird, zum Beispiel an der Podbielskistraße oder Hildesheimer Straße. Die schalltechnischen Untersuchungen gehen von rund 42.000 Betroffenen am Tag sowie knapp 30.000 in der Nacht aus.”
Die aktuellen Lärmkarten der Landeshauptstadt Hannover werden auf der Webseite der Stadt gesammelt vorgestellt. Besonderes Interesse liegt also dabei auf den Karten „Lärmkarte Stadtbahn” und Lärmkarte Stadtbahn nachts”, die als PDF vorliegen.
Tunnel machen Straßen leiser
Mit dieser Überschrift lässt sich in der Üstra-Chronik auf Seite 513 Erstaunliches nachlesen. Mit einer Grafik von 1985 werden die Senkungen des Schallpegels anhand der Gegenüberstellung gemessener Zahlen von 1965 und 1985 dargestellt. Die Alte Celler Heerstraße und Celler Straße wurden wie bekannt im Zuge des U-Bahn-Baues zur Lister Meile umgebaut. Früher eine belebte Bundesstraße nach Altwarmbüchen und Celle, heute eine Fußgängerzone mit verkehrsberuhigten Bereichen. Auf der Meile ist der Geräuschunterschied besonders augenfällig. Die Grafik zeigt Senkungen des Schallpegels um bis zu 20 Dezibel (dB). Die Üstra-Chronik präzisiert: „Das bedeutet in der Realität einen Unterschied bei der Lautstärke um den Faktor vier, beim Schalldruck um den Faktor zehn und bei der Schallintensität sogar um den Faktor 100. Menschen, so heißt es, schließen ab 65 dB aufwärts die Fenster und meiden Balkone. Dieser Wert, der als Dauerbelastung schon ein Gesundheitsrisiko ist, wurde hier früher tagsüber meist übertroffen, später aber nur mit Spitzen noch erreicht – von dem gänzlich neuen Lebensgefühl an der Meile ganz zu schweigen.” Überzeugender kann man das Hauptargument für einen Tunnelbau und der Verlegung von Straßenbahnen in den Untergrund nicht beschreiben. Tunnel machen Straßen leiser. So einfach ist das.
Die Piratenpartei hat die Chancen erkannt und schon im Wahlkampf zur Kommunalwahl 2021 die Vorteile für die beiden Ausfallstraßen stichwortartig zusammengefasst. Zeitgleich werden immer wieder Anträge in den Stadtbezirksräten gestellt, um die Politiker vom Nutzen solcher Vorhaben für die Stadtteile List und Vahrenwald zu überzeugen. Leider werden diese Ideen einkassiert und (paradoxerweise) wie folgt begründet abgelehnt: „Eine Verengung des Themas auf die unterirdische Führung der Stadtbahn in zwei Straßen des Stadtbezirks wird der Komplexität des Themas nicht gerecht” (Änderungsantrag zur Drucksache 15-1159/2021 der Piratenpartei „Durchführung einer Einwohnerversammlung im Stadtbezirk Vahrenwald-List”). Mit freundlicher Genehmigung der Piratenpartei stellen wir Ihnen hier die Nachteile der Ist-Zustände und die Vorteile von Tunnelverlängerungen vor.
Der Ist-Zustand auf der Podbielskistraße und der Vahrenwalder Straße mit der oberirdisch geführten Stadtbahn lässt sich für den Stadtteil List und Vahrenwald so beschreiben:
- Laute Fahrgeräusche der oberirdisch geführten Stadtbahnen beeinträchtigen die Wohn- und Aufenthaltsqualität.
- Die ständigen Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte für Lärm wirken nachteilig auf die Gesundheit der Anwohner.
- Die Fahrgäste der Stadtbahnen sind auf den Hochbahnsteigen (den zunehmenden) extremen Wetterlagen fast schutzlos ausgeliefert.
- Der Platz an dem historischen Wegekreuz Vier Grenzen wird von einer riesigen Umsteigeanlage dominiert.
- Von der Vahrenwalder Straße zweigt eine Stadtbahnlinie in den Großen Kolonnenweg ab, die so nahe an der Wohnbebauung vorbeigeführt ist, dass man mit ausgestreckten Armen fast eine Verbindung zwischen Stadtbahn und Hauswänden herstellen kann.
- Die Verkehrswege für Radfahrer und Nutzer alternativer Verkehrsmittel sind deutlich zu schmal.
- Die Gehwegbreiten lassen stellenweise kaum das Mitführen von Kinderwagen zu.
- Möglichkeiten für ansässige Geschäftsleute zur Gestaltung einladender Außenbereiche stehen nicht zur Verfügung.
- Weder an den Geschäften noch an den Haltestellen der Stadtbahn gibt es ausreichend Platz zum Abstellen von Fahr- und Lastenrädern.
- Aufgrund des Flächenbedarfs für die unterschiedlichen Verkehrsmittel ist faktisch kein Platz für Begleitgrün.
- Die Negativ-Liste ließe sich noch fortführen…
Was kann durch den Bau eines Stadtbahntunnels in der Podbielskistraße und der Vahrenwalder Straße erreicht werden?
- Durch die Verlagerung der Stadtbahn in einen Tunnel unterhalb der Podbi und der Vahrenwalder Straße wäre die Lärmbelastung von der Stadtbahn gleich Null.
- Die Fahrgäste der Stadtbahnen fänden auch bei Extremwetterlagen Schutz in den Tunnelstationen.
- Die Zugänge zu den Tunnelstationen könnten mit ausreichend großen Stellflächen für Fahr- und Lastenräder ausgestattet werden.
- Der Bereich Vier Grenzen ließe sich zu einem markanten Platz mit hoher Wohn- und Aufenthaltsqualität umgestalten.
- Für Radfahrer und Fußgänger würden ausreichend breite Verkehrswege angelegt werden.
- Geschäftsleute könnten sich gegebenenfalls auch in einem Außenbereich präsentieren.
- An den Geschäften könnten Parkplätze für Autos und Abstellplätze für Fahrräder bereitgestellt werden.
- Durch den Wegfall der oberirdisch geführten Stadtbahn gäbe es weniger Bedarf zur Regulierung des verbleibenden Verkehrsgeschehens. Störungen oder Unfälle durch querenden Autoverkehr werden vermieden.
- Für eine zukunftsorientierte Neuordnung der oberirdischen Flächennutzung der Podbi und der Vahrenwalder Straße könnte der Straßenverlauf mit Begleitgrün gestaltet werden.
- Die Positiv-Liste ließe sich noch fortführen…