Tunnelverlängerungen

für mehr Platz und Ruhe

Das Stadtbahnnetz Hannover

Tunnelverlängerungen

Längsschnitte Rampe Podbielskistraße (Plan A 206/204) und Rampe Vahrenwalder Str. (Plan B 212/219), 10-fach überhöht
Längsschnitte Rampe Podbielskistraße (Plan A 206/204) und Rampe Vahrenwalder Str. (Plan B 212/219), 10-fach überhöht

Was nur die wenigsten wissen: beim Bau der A- und B-Linie wurden unter den Rampen in der Podbielski­straße und der Vahren­walder Straße Tunnelstücke mitgebaut, um später einen Weiter­bau von Tunnel­strecken ohne Unter­brechung des Stadt­bahn­betriebs ermöglichen zu können. In den Längs­schnitten des U-Bahn-Bauamtes sind diese Tunnel­teile deutlich zu erkennen. Die Gleise werden mittels Abstützungen provisorisch als Rampe herausgeführt. Dies ist eine groß­artige Chance, die Tunnel um einige Kilometer zu verlängern und somit in den engen Ausfall­straßen für mehr Ruhe und Platz zu schaffen. Gerade im Zeit­alter der GVFG-Novelle, bei der der Bund bis zu 1 Milliarde Euro Förder­mittel für den Ausbau von U-Bahn­vorhaben und anderen ÖPNV-Maß­nahmen bereitstellt, ist der Zeitpunkt für Tunnel­verlängerungen besonders günstig. Im Hinblick auf die Mehr­belastung durch die Stadt­bahn durch eine mögliche vierte Linie vom Haupt­bahnhof zum Neubau der MHH durch die Podbielski­straße muss man die Anwohner vor zunehmenden Verkehrslärm schützen: bald könnten dort im 2½-Minuten-Takt schwere Drei-Wagen-Züge in der Mitte der Podbi fahren. Im engen Straßenraum zwischen Lortzing­straße und Klopstock­straße mit im Schnitt 28 Metern Breite wird es zu einer vermehrten Lärm- und Erschütterungs­belastung für die Anwohner kommen.

Lärmkarte Stadtbahn mit Ausschnitt der Podbielskistraße, LHH 2022
Lärmkarte Stadtbahn mit Ausschnitt der Podbielskistraße, LHH 2022

Dies ist ein umso bedeutender Aspekt, als 2022 die Lärmkarten und Berechnungen der Landeshauptstadt Hannover aktualisiert vorgestellt wurden. Die HAZ schreibt in ihrem Artikel vom 27.07.2023: „Am schlimmsten ist die Situation für Bewohner der Podbielskistraße, der Friedrich-Ebert-Straße sowie der Göttinger Straße, wo nachts zum Teil mehr als 65 Dezibel erreicht werden. […] Ausgerechnet viele von Straßenlärm besonders geplagte Menschen sind zusätzlich dem Lärm ausgesetzt, der durch die Stadtbahnen der Üstra verursacht wird, zum Beispiel an der Podbielskistraße oder Hildesheimer Straße. Die schalltechnischen Untersuchungen gehen von rund 42.000 Betroffenen am Tag sowie knapp 30.000 in der Nacht aus.”

Die aktuellen Lärmkarten der Landeshauptstadt Hannover werden auf der Webseite der Stadt gesammelt vorgestellt. Besonderes Interesse liegt also dabei auf den Karten „Lärmkarte Stadtbahn” und Lärmkarte Stadtbahn nachts”, die als PDF vorliegen.

Tunnel machen Straßen leiser

Grafik Reduzierung des Lärmpegels in der Lister Meile
Grafik Reduzierung des Lärmpegels in der Lister Meile

Mit dieser Überschrift lässt sich in der Üstra-Chronik auf Seite 513 Erstaunliches nachlesen. Mit einer Grafik von 1985 werden die Senkungen des Schall­pegels anhand der Gegen­über­stellung gemessener Zahlen von 1965 und 1985 dargestellt. Die Alte Celler Heer­straße und Celler Straße wurden wie bekannt im Zuge des U-Bahn-Baues zur Lister Meile umgebaut. Früher eine belebte Bundes­straße nach Altwarm­büchen und Celle, heute eine Fuß­gänger­zone mit verkehrs­beruhigten Bereichen. Auf der Meile ist der Geräusch­unter­schied besonders augenfällig. Die Grafik zeigt Senkungen des Schall­pegels um bis zu 20 Dezibel (dB). Die Üstra-Chronik präzisiert: „Das bedeutet in der Realität einen Unter­schied bei der Laut­stärke um den Faktor vier, beim Schalldruck um den Faktor zehn und bei der Schallintensität sogar um den Faktor 100. Menschen, so heißt es, schließen ab 65 dB aufwärts die Fenster und meiden Balkone. Dieser Wert, der als Dauer­belastung schon ein Gesundheits­risiko ist, wurde hier früher tagsüber meist übertroffen, später aber nur mit Spitzen noch erreicht – von dem gänzlich neuen Lebens­gefühl an der Meile ganz zu schweigen.” Überzeugender kann man das Hauptargument für einen Tunnelbau und der Verlegung von Straßenbahnen in den Untergrund nicht beschreiben. Tunnel machen Straßen leiser. So einfach ist das.

Die Piratenpartei hat die Chancen erkannt und schon im Wahlkampf zur Kommunal­wahl 2021 die Vorteile für die beiden Ausfall­straßen stich­wort­artig zusammen­gefasst. Zeitgleich werden immer wieder Anträge in den Stadt­bezirks­räten gestellt, um die Politiker vom Nutzen solcher Vorhaben für die Stadt­teile List und Vahre­nwald zu überzeugen. Leider werden diese Ideen einkassiert und (paradoxer­weise) wie folgt begründet abgelehnt: „Eine Verengung des Themas auf die unter­irdische Führung der Stadt­bahn in zwei Straßen des Stadt­bezirks wird der Komplexität des Themas nicht gerecht” (Änderungs­antrag zur Druck­sache 15-1159/2021 der Piraten­partei „Durch­führung einer Einwohner­versammlung im Stadt­bezirk Vahrenwald-List”). Mit freundlicher Genehmigung der Piraten­partei stellen wir Ihnen hier die Nachteile der Ist-Zustände und die Vorteile von Tunnel­verlängerungen vor.

Der Ist-Zustand auf der Podbielskistraße und der Vahrenwalder Straße mit der oberirdisch geführten Stadtbahn lässt sich für den Stadtteil List und Vahrenwald so beschreiben:

  • Laute Fahrgeräusche der oberirdisch geführten Stadt­bahnen beeinträchtigen die Wohn- und Aufenthalts­qualität.
  • Die ständigen Überschreitungen der zulässigen Grenz­werte für Lärm wirken nachteilig auf die Gesundheit der Anwohner.
  • Die Fahrgäste der Stadt­bahnen sind auf den Hoch­bahn­steigen (den zunehmenden) extremen Wetter­lagen fast schutz­los ausgeliefert.
  • Der Platz an dem historischen Wegekreuz Vier Grenzen wird von einer riesigen Umsteige­anlage dominiert.
  • Von der Vahrenwalder Straße zweigt eine Stadt­bahn­linie in den Großen Kolonnen­weg ab, die so nahe an der Wohn­bebauung vorbeigeführt ist, dass man mit ausgestreckten Armen fast eine Verbindung zwischen Stadt­bahn und Haus­wänden herstellen kann.
  • Die Verkehrswege für Radfahrer und Nutzer alternativer Verkehrs­mittel sind deutlich zu schmal.
  • Die Gehweg­breiten lassen stellenweise kaum das Mitführen von Kinder­wagen zu.
  • Möglichkeiten für ansässige Geschäfts­leute zur Gestaltung einladender Außen­bereiche stehen nicht zur Verfügung.
  • Weder an den Geschäften noch an den Halte­stellen der Stadt­bahn gibt es ausreichend Platz zum Abstellen von Fahr- und Lastenrädern.
  • Aufgrund des Flächen­bedarfs für die unter­schiedlichen Verkehrs­mittel ist faktisch kein Platz für Begleitgrün.
  • Die Negativ-Liste ließe sich noch fortführen…

Was kann durch den Bau eines Stadt­bahn­tunnels in der Podbielski­straße und der Vahren­walder Straße erreicht werden?

  • Durch die Verlagerung der Stadtbahn in einen Tunnel unterhalb der Podbi und der Vahren­walder Straße wäre die Lärm­belastung von der Stadtbahn gleich Null.
  • Die Fahrgäste der Stadt­bahnen fänden auch bei Extrem­wetter­lagen Schutz in den Tunnel­stationen.
  • Die Zugänge zu den Tunnel­stationen könnten mit ausreichend großen Stell­flächen für Fahr- und Lasten­räder ausgestattet werden.
  • Der Bereich Vier Grenzen ließe sich zu einem markanten Platz mit hoher Wohn- und Aufenthalts­qualität umgestalten.
  • Für Radfahrer und Fußgänger würden ausreichend breite Verkehrs­wege angelegt werden.
  • Geschäftsleute könnten sich gegebenen­falls auch in einem Außen­bereich präsentieren.
  • An den Geschäften könnten Park­plätze für Autos und Abstell­plätze für Fahr­räder bereit­gestellt werden.
  • Durch den Wegfall der oberirdisch geführten Stadt­bahn gäbe es weniger Bedarf zur Regulierung des verbleibenden Verkehrs­geschehens. Störungen oder Unfälle durch querenden Auto­verkehr werden vermieden.
  • Für eine zukunfts­orientierte Neuordnung der oberirdischen Flächen­nutzung der Podbi und der Vahren­walder Straße könnte der Straßen­verlauf mit Begleitgrün gestaltet werden.
  • Die Positiv-Liste ließe sich noch fortführen…