Das Stadtbahnnetz Hannover
Der A-West-Tunnel
Zu den Anfängen der U-Bahn-Planung der 1960er Jahre gehörte schon immer eine Ausfädelung eines A-West-Tunnels in Richtung Linden-Mitte als Strecke Richtung Empelde. Ab der Station Waterloo wurden dazu Vorbereitungen getroffen: so befindet sich im Südwestkopf der Station eine Aufweitung für weitere Gleise. Hier wurden seitliche Gleise der A-West-Linie projektiert als auch eine zweigleisige, mittige Aufstellanlage. Der Lageplan A 201/121 aus 1965 deutet dies bereits an. Die Kehranlage ging jedoch nie in Betrieb, so dass dort heute nur eine etwas leere Halle zu sehen ist. Eine Fortsetzung in Richtung Linden-Mitte schien aus dieser Position vorerst nicht möglich zu sein.
Nach dem Bau der Spange Legionsbrücke im Jahr 1998/1999 wurde die Richtung Ricklingen führenden Gleise wie geplant neben der Aufstellanlage ausgebaut. Zeitgleich jedoch wurden Vorbereitungen mitgeschaffen, um später den A-West-Tunnel doch noch anzubinden. Das stadtauswärts führende Gleis 11 beinhaltet eine Ausfädelung sowie eine bauliche Unterfahrung. Damit wird ermöglicht, dass die vom Schwarzen Bär kommende Strecke das Gleis 11 unterfährt, in die bislang verwaiste Halle der geplanten Kehranlage mündet und per Weiche an das Bestandsgleis 2 anschließt.
Die Fortführung der A-West-Strecke war Bestandteil einer Machbarkeitsuntersuchung der Transtec aus dem Jahr 2003. Mit einem schlanken S-förmigen Bogen nach der Station Waterloo wird das Gelände der Berufsschulen und die Ihme unterfahren. In der Falkenstraße wird eine Station Schwarzer Bär erreicht. Mittels Schildvortrieb wird Linden-Mitte unterfahren, bis die Station Pariser Platz erreicht wird. Im Schnittpunkt mehrerer Straßen ersetzt diese Station die naheliegenden Haltestellen Lindener Marktplatz und Nieschlagstraße, deren geringe Haltestellenabstände mehrere gleichlagige Stationen nicht zulassen würden. Im weiteren Verlauf der Davenstedter Straße erreicht die A-West-Strecke den Westschnellweg, wo mittels einer Rampe der Anschluss an die Bestandsstrecke hergestellt wird. Eine von der Region angedachte Streckenverkürzung über die Hafenbahn wäre ebenso immer noch machbar.
Die Machbarkeitsuntersuchung der Transtec zum A-West-Tunnel liegt nunmehr seit 2003 vor und wurde seitdem planerisch von der Region nicht weiter behandelt!
Vorteile:
- Keine Hochbahnsteige in extrem engen Straßenräumen nötig (Lindener Marktplatz und Nieschlagstraße)
- Direkter Anschluss Schwarzer Bär an Waterloo ohne umwegige oberridische Strecke
- Geradlinige beschleunigte Strecke in Linden-Mitte
- Fahrzeitgewinne durch geradlinige Trasse
- Störungsfreie Fahrt durch den Stadtteil
- Entlastung der engen Straßenzüge Davenstedter-, Egestorff- und Falkenstraße vom lauten Straßenbahnverkehr
Nachteile:
- Station Schwarzer Bär durch Nähe zur Ihme-Unterfahrung noch mit großer Tiefenlage
- Station Pariser Platz muss Haltestelle Lindener Marktplatz ersetzen und liegt ca. 200 Meter vom selbigen entfernt
Im Verkehrsausschuss vom 18.01.2022 wurde Verkehrsdezernent auf die Machbarkeitsuntersuchung angesprochen. Im Protokoll liest sich seine Antwort folgendermaßen (Zitat): „Herr Franz erläutert, dass es zu einem möglichen Tunnel auf der Linie 9 keine detaillierte Studie gibt. Es gebe lediglich interne Skizzen und Arbeitsunterlagen aus dem Jahr 2003, in denen u.a. die Errichtung von U-Bahn Stationen am Schwarzen Bären und am Pariser Platz sowie ein ersatzloser Entfall des Haltepunktes am Lindener Marktplatz vorgesehen war. Diese Skizzen hätten keine große Aussagekraft”.
Ferner vermittelte Franz seine Ansicht, dass eine Wirtschaftlichkeit für diesen Kurztunnel nur für eine Linie nicht gegeben sei. Damit konterkarierte er die gleichzeitigen ständigen intensiven Bestrebungen der Region für den Neubau einer Strecke zur neuen MHH, die ebenfalls nur von einer Linie bedient werden würde und schon von vornherein als unwirtschaftlich angesehen wurde.