„Projekt 10/17”
Neubaugebiete mit mangelhaftem Anschluss
Ursprüngliche Planungen für die D-Linie
Die D-Linie sollte in den ursprünglichen Planungen große Neubaugebiete auf dem Heisterberg (westlich von Ahlem) und Kronsberg verbinden (siehe Rubrik D-Tunnel). Dort waren den 1970er Jahren entsprechend große Flächen zur Ansiedelung von neuen Stadtteilen für eine wachsende Stadt vorgesehen. Da dies über einen längeren Zeitraum stattfinden würde, hat man die D-Linie oft auch als „Vorsorgelinie” betitelt. Dieser Name deutet an, dass ein „Brückenschlag” zwischen dem Westen und Südosten Hannovers irgendwann nötig werden würde.
Bis zur Weltausstellung EXPO 2000 war der Kronsberg ein kahler und als Ackerfläche bewirtschafteter Landschaftsraum. Nach dem Zuschlag zur Weltausstellung wurde binnen weniger Jahre ein komplett neuer Stadtteil errichtet. Am Westhang des Kronsberges entstand die unter ökologischen Gesichtspunkten errichtete Expo-Siedlung am Kronsberg. Sie besteht aus rund 3000 Wohneinheiten in zwei- bis viergeschossiger Bauweise, in denen ca. 7100 Menschen leben. Aus dem Heisterberg hingegen hat sich seit den 1970er Jahren nie eine Großsiedlung ergeben. Dennoch steht auch hier entlang der D-Linie die Entwicklung eines kompletten neuen Wohngebietes auf dem Plan.
Wasserstadt Limmer
Mitten im Grünen, dennoch in Reichweite der Innenstadt, entsteht die Wasserstadt Limmer als Quartier auf einer Halbinsel direkt an den Leineauen. Das geplante neue Stadtviertel wird von zwei Wasserarmen begrenzt (Stichkanal Linden und Leine-Verbindungskanal) und schließt an das historische Dorf Limmer an. Dieser Stadtteil ist teils dörflich, teils städtisch geprägt und hat eine wechselvolle Geschichte. Zwischen den Kanälen fand bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hier eine Reifenproduktion statt. Auf dem 23 Hektar großen einstigen Areal der Continental-Werke soll ein Stadtquartier entwickelt werden.
1871 wurde die „Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie AG“ gegründet, die 1899 nach Limmer umzog. 1920 bis 1922 wurden die heute noch verfallend existierenden Verwaltungs- und Produktionsgebäude im klassizistischen Stil am Zweigkanal Linden errichtet. Die Produktion hatte seinerzeit 6.000 Mitarbeiter, sie wurde 1999 eingestellt. 2002 erwarb die Günter Papenburg AG mit Unterstützung der Landeshauptstadt Hannover das gesamte Gelände. 2013 wurde die „Wasserstadt Limmer Projektentwicklung GmbH” als Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um die Projektentwicklung und Bebauung des Geländes zu begleiten.
In dem neuen Stadtteil werden ca. 1.800 Wohneinheiten als Geschosswohnungen und in Reihen- oder Stadthäusern entstehen. Einzelhandel, Dienstleistungen und gastronomische Angebote werden südlich des Quartiers an der Wunstorfer Straße entstehen. Verschiedene kleinere innerstädtische Plätze, Grünflächen entlang der Ufer und Parks zwischen den Baufeldern sind städtebauliche Elemente. Die unmittelbare Nähe zur Natur und viele Naherholungsmöglichkeiten werden ein außergewöhnliches Wohnumfeld schaffen.
Einzig die Verkehrsanbindung ist noch nicht grundlegend gelöst. „Projekt 10/17” schwächelt als Stadtbahn-Anschluss mit den bekannten Problemen 7½-Minuten-Takt und maximal Zwei-Wagen-Zügen (wegen der 45 Meter kurzen Bahnsteige entlang der gesamten Strecke). Die Politik liebäugelt mit einer Stichstrecke, die die Wasserstadt mit einer kurzen Wegführung anbinden soll. Trotzdem hat die Region aber Ende mai 2018 allen Streckenvarianten jedwede Wirtschaftlichkeit abgesprochen (siehe unten). Die Grünen haben unterdessen vorgeschlagen, eine Seilbahn von der Wasserstadt zum Königsworther Platz als ÖPNV-Ersatz zu etablieren.
Kronsberg Süd
Zur EXPO 2000 entstand auf dem Kronsberg ein eigener Stadtteil. Die Planungen zur Erweiterung nach Süden mit einem weiteren großen Neubaugebiet laufen auf Hochtouren. Auf dem Areal südlich der bestehenden Kronsberg-Bebauung können rund 3.500 Wohnungen für bis zu 7.000 Menschen gebaut werden. Bereits im letzten Jahr wurde der städtebauliche Entwurf der Öffentlichkeit im Stadtteilzentrum KroKuS präsentiert. Dieser wurde gemeinsam von renommierten Planungsbüros, der Wohnungswirtschaft, Politik, Stadtverwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und in den vergangenen Monaten vertieft, überarbeitet und fachlich überprüft. Aufbauend auf dem aktuellen Planungsstand erarbeitet die Verwaltung derzeit den Entwurf zum Bebauungsplan. Dieser soll den politischen Gremien zügig für die öffentliche Auslage präsentiert und vorgeschlagen werden. Unter der Prämisse, dass die Politik zustimmen sollte, könnte bereits 2018 mit dem Bau der Hauptstraße begonnen werden.
Der gesamte Stadtteil Kronsberg wird also für ca. 14.000 Neubürger mit der D-Süd einen attraktiven ÖPNV-Anschluss bieten. Hier fährt die D-Linie in westlicher Lage entlang. Dieser Strang wurde aber ohne eigene Tunnelstrecke in der City vor der EXPO an die C-Strecke gehängt. Der C-Tunnel zwischen Braunschweiger Platz und Steintor ist mit vier Linien besonders zum Berufsverkehr stark überlastet und verträgt keine größeren Störungen im Tunnelverkehr. Vor diesem Szenario wurde bereits im Vorfeld Mitte der 1990er gewarnt, welches nun aber seit Jahren Realität ist.
Währenddessen wächst Hannover immer weiter. Allein zwischen 2010 und 2015 ist die Bevölkerungszahl um 5,5 Prozent auf 537.500 angestiegen. Eine Wohnungsprognose beziffert den Neubaubedarf bis zum Jahr 2030 auf mindestens 15.000 Wohnungen, pro Jahr also mindestens 1.000 Wohnungen.
Juni 2018: Kein Stadtbahnanschluss zur Wasserstadt Limmer!
Juni 2018: Jetzt ist es raus – einen Stadtbahn-Anschluss zur Wasserstadt Limmer wird es nicht geben!
Kurz vor Ende Mai 2018 hat die Region das Gutachten zu einem Stadtbahn-Anschluss zur Wasserstadt Limmer veröffentlicht. Dabei wurden fünf Varianten durchgerechnet. Von den verschiedenen Streckenvarianten sei dabei „keine auch nur annähernd wirtschaftlich“, so Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz. In der Bewertung waren diese fünf Varianten: Strecke nach Ahlem-Nord (ca. 21 Mio. €), Strecke auf der Wunstorfer Straße (ca. 14,5 Mio. €) zur Wasserstadt, kurze Stichstrecke zur Wasserstadt-Süd von der Schleuse aus (ca. 3,5 Mio. €), lange Stichstrecke von der Schleuse bis Wasserstadt Mitte (ca. 6,3 Mio. €) oder eine Buserschließung (ca. 35.000 €). Nun soll lediglich eine neue Buslinie entstehen, die parallel zum Bus 700 von der Wasserstadt zum Hbf. fährt. Dabei ist die Reduzierung bzw. Vermeidung von Parallelverkehren bei Neuplanungen eine Grundforderung der Nahverkehrspläne. Mit dieser Vorgabe hat man z. B. bei „10/17” die Kappung der Strecke zum Aegi begründet.
Das „Ergebnis der volkswirtschaftlichen Bewertung der Stadtbahnerschließung Wasserstadt Limmer/Ahlem Nord” wurde am 07.06.2018 im Verkehrsausschuss der Region behandelt. Die Sitzungsunterlagen und Ergebnisse des Gutachtens sind auf der Seite des Sitzungsmanagements der Region einsehbar.